In dieser Rubrik möchte ich Euch ein paar Worte über Audiorestauration erzählen.
Da ich seit vielen Jahren begeisterter Musiksammler bin, interessierte mich irgendwann logischerweise auch die Digitalisierung und Aufbereitung historischer Tonarchive. Ich begann, mich mit Medien wie beispielsweise Audiokassetten, Tonbändern oder Schallplatten näher zu beschäftigen und suchte nach Möglichkeiten, diese bestmöglich in das digitale Zeitalter zu übertragen und somit wichtige und seltene Aufnahmen zu sichern .
In den folgenden Abschnitten findet Ihr eine kurze Erläuterung, wie ich mit den einzelnen Medien verfahre, um das bestmögliche Ergebnis auf CD-R zu bekommen.



Kassetten / Tonbänder

Um analoge Bänder zu digitalisieren, benötigt man neben den Tonträgern Geräte, die in der Lage sind, diese in guter Qualität wiederzugeben. Dabei kommt es auch darauf an, mit welcher Geschwindigkeit das Tonband aufgenommen oder welches Rauschverminderungssystem beispielsweise bei der Kassette verwendet wurde, um schon beim Abspielen eine originalgetreue Wiedergabe zu erzielen.
Leider ist es bei einigen historischen Aufnahmen der Fall, dass die Tonkopfstellung des Recorders von der eines neuen Gerätes abweicht. Somit reicht es nicht aus, ein aktuelles Kassettendeck zum Digitalisieren zu verwenden und sich darauf zu verlassen, dass ein von Werk aus justiertes Gerät alle Voraussetzungen erfüllt, um sein Musikarchiv auf den Rechner zu retten.
Um also der zu digitalisierenden Aufnahme gerecht zu werden, bedarf es einiger Erfahrung und in erster Linie guter Ohren sowie eines Kassettendecks (oder Tonbandgerätes), welches die Möglichkeit bietet, den Tonkopf auf das jeweilige Medium einzustellen.
Ist dies erledigt, wird der Aufnahmepegel an der Soundkarte so eingestellt, dass das Signal gut ausgesteuert ist und dennoch keine Clippings (Übersteuerungen) entstehen, während das analoge Material digitalisiert wird.
Danach beginnt der eigentliche Teil der Arbeit. Zuerst korrigiert man den Frequenzgang und danach wird das Grundrauschen des analogen Mediums analysiert und entfernt. Ist dies getan, werden die einzelnen Beiträge einem Mastering unterzogen und anschließend editiert (Anfänge und Enden sauber geschnitten).



Nicht immer hat man das Vergnügen, analoge Tonträger in hervorragender Qualität zu digitalisieren, sondern oftmals (gerade bei diversen Arbeiten für Plattenfirmen, die alte Demotapes und Proberaumaufnahmen mitlerweile bekannter Bands veröffentlichen) sind die gelieferten Bänder in einem dem Alter entsprechenden Zustand. In diesem Falle ist der Aufwand um einiges zeitintensiver und kann pro Kassette auch gern mal eine Woche akribischer und nervenaufreibender Arbeit in Anspruch nehmen. Wie oft kommt es gerade bei alten Kassetten vor, dass an irgendeiner Stelle mal kurz reingelöscht wurde, das Band irgendwo zerknittert ist oder eine Klebstelle die darauf enthaltene Aufnahme für einen Moment unangenehm beeinträchtigt. Hier ist viel Geduld und ein geschultes Ohr gefragt, denn mit dem Copy & Paste-Verfahren lässt sich so manche Störung entfernen, ohne dass man am Ende Notiz davon nimmt. Einzelne Dropouts beispielsweise werden mit Teilen ersetzt, die in der gelieferten Aufnahme an einer anderen Stelle nochmal vorkommen. Um das ursprüngliche Originalmaterial dennoch so unbetastet wie möglich zu belassen, wird in den meisten Fällen nur der Bruchteil einer Sekunde in die betreffenden Stellen eingefügt, um die Tonschwankungen unhörbar zu machen.
Eine weitere Möglichkeit ist die Korrektur mit Lautstärkekurven, die angewendet werden, wenn das Material an einigen Stellen zwar den vollen Frequenzgang bietet, sich aber der Pegel unerwünscht verändert.
Als Faustregel gilt dennoch: Je besser das Rohmaterial, umso besser das Ergebnis in digitaler Form. Aus einer extrem minderwertigen Aufnahme kann man auch mit der besten Technik keine Superproduktion fertigen, aber besser als das gelieferte Rohmaterial fielen meine Resultate bisher immer aus.
Meine Arbeiten für verschiedene Plattenfirmen wurden stets mit Begeisterung aufgenommen und für die Veröffentlichung auf CD oder LP weiterverwertet.

Schallplatten

Schon mit Erscheinen der ersten CD im Jahre 1981 prophezeite man dem schwarzen Rundling das baldige Ende, aber bis heute ist dieses Medium aus der Sammlung vieler Musikliebhaber nicht wegzudenken und auch im Jahre 2010 werden noch aktuelle Alben auf Vinyl gepresst und verkauft.
Während viele Plattenfirmen bereits den Großteil ihres Backkataloges auf CD veröffentlicht haben, gibt es unter Fans und Sammlern noch unzählige Raritäten, die man bis zum heutigen Tag nicht auf Silberling bekommen kann, weil entweder die Masterbänder nicht mehr auffindbar oder zerstört sind oder seitens der Labels kein Interesse besteht, diese auf modernen Medien neu zu veröffentlichen. Welcher Musikliebhaber kennt das nicht: Man besitzt eine wertvolle und seltene Aufnahme auf LP, möchte die Platte gern oft hören und scheut sich dennoch, sie regelmäßig aufzulegen, um sie nicht unnötig abzunutzen. Für diesen Fall gibt es die Möglichkeit, diesen wohlbehüteten Schatz ins digitale Zeitalter zu übertragen und viele Kunden sind erstaunt, was man mit guter Technik aus den teilweise schon sehr alten und knisternden Scheiben noch herausholen kann.
Es gibt mittlerweile unzählige Plattenspieler und Tonabnehmersysteme, für die man sich entscheiden kann, um seine Plattensammlung zu digitalisieren. Ein System für 250 Euro beispielsweise klingt natürlich um einiges besser als ein Abnehmer für 30 Euro und man sollte sich genau überlegen, ob man das Optimum aus seinen Scheiben herausholen will oder die Platten nur mal schnell digitalisieren möchte, um sie im Autoradio oder auf dem iPod zu hören.
Ich selbst bin begeisterter Plattensammler und lege großen Wert auf ein ausgewogenes Klangbild. Ich habe mich vor vielen Jahren für einen Plattenspieler der Marke TECHNICS entschieden, welcher mit einem nicht gerade preisgünstigen ORTOFON-Abnehmer betrieben wird und in dieser Kombination sehr gute akustische Eigenschaften aufweisen kann.



Um eine Schallplatte zu digitalisieren, sollte man die Scheibe möglichst vor der Überspielung rillentief reinigen. Oft ist Staub, der sich durch Lagerung oder häufiges Abspielen regelrecht in den Rillen festsetzt, die Hauptursache für ein stetes Knistergeräusch. Das Waschen der Platten ist ein weitverbreiteter Brauch unter Plattensammlern und hat, gerade beim Digitalisieren, die Einsparung von Zeit und Aufwand zur Folge, da man sich hier meist einige Arbeitsschritte in der Nachbearbeitung sparen kann. Selbstverständlich werden die Kunden vorher gefragt, ob sie mit der Nassreinigung der Schallplatte einverstanden sind. Andernfalls muss man qualitative Abstriche in Kauf nehmen.
Nachdem die LP gereinigt ist, wird die Überspielung auf den Rechner durchgeführt, die (wie auch bei allen Kassetten und Tonbändern) während des Digitalisierungsvorgangs von mir akribisch mit Kopfhörern überwacht wird. Sollte ich während der Überspielung an irgendeiner Stelle eine Störung wahrnehmen (Staub, Fussel auf der Nadel etc.), wird der betreffende Titel nochmal von vorn abgespielt um festzustellen, ob der unerwünschte Effekt an der gleichen Stelle erneut auftritt.
Leider gibt es erfahrungsgemäß auch einige Pressungen, bei denen das Mittelloch nicht genau zentriert ist und die Wiedergabe somit leiert, weil der Tonarm verschiedene Wege zurücklegen muss, um die Informationen abzuspielen. Auch dafür kann Abhilfe geschaffen werden und ich habe einen Weg gefunden, um diese fehlerhaften Platten ebenfalls bestmöglich zu überspielen. Mit ein paar Slipmates und etwas Augenmaß kann man die LP leicht ausrichten und bestmöglich auf den Rechner bringen.
Wenn die Digitalisierung des kompletten Albums abgeschlossen ist, wird das Material einer kompletten Restauration unterzogen. Hierbei werden sowohl Kratz- und Knistergeräusche, als auch das Grundbrummen eines Plattenspielers (< 30 Hz) und das physikalische Rauschen einer Vinylschallplatte entfernt, um ein sauberes Signal zu erzielen. Alle Arbeitsschritte werden von mir sehr genau und teilweise taktweise durchgeführt, um ein optimales Ergebnis zu erzielen. Anschließend wird das komplette Material auf Wunsch auch gemastert und auf Lautstärke gebracht und abschließend editiert (Anfänge und Enden sauber geschnitten).
Als Beispiel für meine Arbeit sei hier angeführt, dass ich für eine italienische Plattenfirma im Zuge einer CD-Veröffentlichung ein Master von Vinyl erstellt habe, von dessen Aufnahme leider kein Studioband mehr existierte. Meine komplett digitalisierte, restaurierte und aufbereitete Version verrät an keiner Stelle, dass es sich beim Ursprungstonträger mal um eine alte Schallplatte handelte.

Soweit ein paar Worte zu meiner Tätigkeit bezüglich Digitalisierung und Audiorestauration. Wer sein privates Tonarchiv oder seine seltenen Aufnahmen auf CD-R gesichert und gegebenenfalls nachbearbeitet haben möchte, kann sich gern mit mir in Verbindung setzen und ein unverbindliches Angebot anfordern. Auch Plattenfirmen und Tonarchive, die beabsichtigen, historische Aufnahmen für die Veröffentlichung auf digitalen Medien aufzubereiten, sind hiermit angesprochen.

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